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Wenn man einem Projekt die eigene Handschrift verleiht, spricht das für Originalität, Kreativität und Charakter. Zu verschnörkelt oder eigenartig sollte das Ganze aber nicht sein – weder im übertragenen Sinne noch auf dem Papier. Ansonsten wird das Geschriebene schnell unleserlich – für andere und einen selbst. Was ein schönes Schriftbild auszeichnet und wie Sie das eigene Schriftbild verbessern können, erfahren Sie im Folgenden.
Schönschrift: Eine Frage der Leserlichkeit
In der Schule eignen sich die Abc-Schützen das Alphabet Buchstabe für Buchstabe an. Seitenweise bringen die Kinder Klein- und Großbuchstaben in der sogenannten Schulausgangsschrift oder Schreibschrift zu Papier. Heutzutage lernen sie manchmal nur Druckbuchstaben zu schreiben. Damit in jedem Fall die Proportionen stimmen, gibt es spezielle Übungsbögen.
Die Übungsblätter besitzen eine Unterlinie für die Tiefen (z. B. bei j und g), eine Grundlinie, auf der die Buchstaben stehen, eine Mittellinie als obere Grenze für Kleinbuchstaben wie a, c und e sowie eine Oberlinie für die Längen von f, h und t beziehungsweise als obere Grenze für die Großbuchstaben. Bei den ersten Schreibversuchen gilt es, die unterschiedlichen Buchstaben stets richtig in dieses Raster zu setzen. Außerdem gibt die Schulausgangsschrift die Richtung vor. Damit ist den Kindern klar, wo sie den Stift ansetzen müssen, um die Buchstaben zu zeichnen. Zum Beispiel beginnt man den Kleinbuchstaben a nicht am Schwanz, sondern an der oberen Schleife.
Doch über die Jahre entfernt sich die Erwachsenenhandschrift immer mehr von dem, was man als Kind einmal in der Schule gelernt hat. So entwickelt jeder Mensch sein eigenes Schriftbild und das Geschriebene bekommt eine persönliche Note. Besonders in Verruf geraten ist in dem Zusammenhang die Doktorhandschrift. Vielleicht haben Sie auch schon einmal ein Rezept mit medizinischem Gekritzel in der Hand gehalten, das sich beim besten Willen nicht entziffern ließ. Inzwischen hat sich auch die Wissenschaft damit beschäftigt, wie es dazu kommt, dass gerade Ärzte und Ärztinnen mit ihrer unleserlichen Handschrift auffallen. Und die Ergebnisse sind verblüffend.
Mythos: Ärztehandschrift
Dafür, warum ausgerechnet ärztliche Atteste und Rezepte so schwer zu lesen sind, gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Aus graphologischer Sicht könnte das Geschmiere ein Hinweis auf Persönlichkeitszüge sein, die man typischerweise mit dieser Berufsgruppe verbindet: hohes Selbstbewusstsein, Charisma oder gar Nachlässigkeit. Marguerite Spycher hat eine andere Erklärung.
Wer viel mit der Hand schreibt, entfernt sich zusehends von der ursprünglich erlernten Schrift. Mit der Zeit steigt die Eigenprägung und das Schriftbild gewinnt an Charakter. Ein weiterer Faktor: Eile. Rezepte werden meist schnell nach Abschluss der Behandlung oder der Anamnese ausgefüllt. Da bleibt keine Zeit für Schönschrift. Aber der Zeitdruck beginnt oft schon vor der medizinischen Praxis. Bereits während des Studiums ist eine schnelle Schreibe gefragt. Um bei Vorlesungen effizient mitschreiben zu können, wird das Schriftbild stark vereinfacht.
Geschreibsel dieser Art findet man demnach auch bei anderen Berufsgruppen. Doch die Ärztehandschrift bekommt man häufiger zu Gesicht, nämlich mit fast jedem Termin beim Hausarzt oder bei der Hausärztin. Was übrigens ebenfalls dazu beiträgt, dass Rezepte nur schwer zu lesen sind: Oft stehen darauf Medikamentennamen oder Wirkstoffe, von denen man noch nie gehört hat.
Eigenes Schriftbild verbessern: das Schreibmaterial
Was sich außerdem auf das Schriftbild auswirkt, sind die Schreibmaterialien selbst. Wer seine eigenen Notizen irgendwann nicht mehr lesen kann, muss vielleicht nicht grundlegend an der Schrift arbeiten, sondern vielleicht nur das Schreibgerät wechseln und einmal ein neues Papier ausprobieren, um das Schriftbild zu verbessern.
In der Schule schreibt man häufig mit dem Füller. Doch nur echte Liebhaber des Handgeschriebenen halten dem Füllhalter ein Leben lang die Treue. Häufig ist es praktischer mit dem Kugelschreiber zu schreiben. Denn der Kuli kleckst nicht und ist als beliebtes Werbegeschenk eigentlich immer griffbereit.
Manche Menschen nehmen aus beruflichen Gründen eher den Bleistift als den Füller in die Hand. Das gilt für einige Handwerksberufe, wo Maße noch immer mit dem Zimmermannsbleistift angezeichnet werden, sowie für Architekten und andere kreative Köpfe, die im Design tätig sind.
Ein neues Schreibgerät ausprobieren
Wer mit dem eigenen Schriftbild unzufrieden ist und es verbessern möchte, kann in der Freizeit zu einem anderen Schreibwerkzeug greifen und statt mit dem Kuli mal wieder den Füller nutzen. Wofür Sie sich auch entscheiden, innerhalb einer Kategorie gibt es noch weitere Unterschiede. So unterscheiden sich Bleistifte nach Härtegrad und die Minen für Druckbleistifte gibt es zudem in unterschiedlichen Strichstärken. Ähnliches gilt für Kugelschreiberminen. Nicht immer ist die Strichstärke M die richtige Wahl.
Und vielleicht probieren Sie einmal einen Füllhalter mit breiterer (wenn Sie eher groß schreiben) oder feinerer Feder (wenn Sie eine eher zierliche Schrift haben). Mit der richtigen Pflege verhindern Sie außerdem, dass der Füller mit der Zeit zu klecksen oder zu kratzen beginnt. Doch auch die Papierqualität hat einen Einfluss darauf, wie das Schreibgerät über das Blatt gleitet.
Auf einem anderen Papier schreiben
Wenn Sie das Gefühl haben, der Stift bleibt auf dem Papier hängen, oder wenn die Tinte verläuft, lohnt sich womöglich ein neues Notizbuch oder ein frischer Schreibblock. Dabei spielt unter anderem das Flächengewicht eine Rolle: Standard-Kopierpapier hat meist eine Grammatur von 80 g/m² – das Mindestmaß, damit Tinte nicht auf der Rückseite durchscheint. Deutlich schwerer ist Skizzen- und Zeichenpapier. Achten Sie außerdem darauf, ob Sie den Stift lieber auf griffigem oder glattem Papier gleiten lassen.
Schriftbild verbessern: Handschrift analysieren und verbessern
Sind Sie von der Schönschrift noch immer einiges entfernt, hilft ein genauer Blick auf das Schriftbild. Was gefällt Ihnen daran nicht? Schreiben Sie einmal drauflos und schauen Sie sich das Geschriebene an. Wem gerade nichts einfällt, der schreibt einfach zügig eine Seite von einem Buch ab und wirft anschließend einen Blick darauf. Je mehr Sie zu Papier gebracht haben, desto einfacher ist es, einen Eindruck vom Schreibverhalten zu gewinnen.
Groß- und Kleinbuchstaben
Wer mal eben etwas aufs Papier kritzelt, verwischt dabei schnell die Proportionen. Plötzlich stehen Kleinbuchstaben wie das a auf einer Linie mit dem großen D oder die Längen von f, h und t verkümmern – sie stehen nicht höher als die Kleinbuchstaben c und e. In solchen Fällen ist Konzentration und Muße gefragt. Nehmen Sie sich einmal Zeit für das bewusste Schreiben und achten Sie auf die richtigen Verhältnisse. Sie werden merken: Ein ruhiger Geist schreibt schöner. Zur Orientierung können Sie sich Übungsblätter mit Grund-, Unter-, Mittel- und Oberlinie besorgen.
Abstände
Die Abstände zwischen Buchstaben und Wörtern sollten gleichmäßig sein. Dabei gilt die Faustregel: Zwischen Wörtern sollte stets eine Null (0) stehen können. Zwischen den Buchstaben eines Wortes sollten weder Lücken entstehen noch sollten sie ineinander übergehen. Wer sich darauf konzentriert, erreicht recht schnell ein gleichmäßiges Schriftbild.
Buchstabenneigung
Die Neigung hat ebenfalls einen Einfluss auf die Leserlichkeit von handschriftlichen Texten. Neigen sich die Buchstaben sehr stark nach links oder rechts, kann es passieren, dass Buchstaben ineinander übergehen. Aber auch wenn es gar keine Neigung gibt, wirkt das Bild womöglich nicht harmonisch – vor allem bei der Schreibschrift. Denn allzu senkrecht gesetzte Buchstaben wirken starr und erinnern stark an Druckbuchstaben. So fehlt dem Geschriebenen die persönliche Note.
Inspiration holen
Im Netz gibt es viele Beispiele dafür, wie Schönschrift aussehen kann. Am Anfang steht zwar immer die Schulausgangsschrift, doch wer gerne und viel schreibt, kann sich auch von Kalligrafie-Schriften inspirieren lassen. Einfach Vorlagen herunterladen, ausdrucken und nachzeichnen, um eine ganz persönliche Schönschrift zu entwickeln.
Schriftbild verbessern durch Sitzposition und Handhaltung
Vielschreiber kennen es: Mit der Zeit wird die Hand müde und die Genauigkeit lässt nach. Der Grund: Die Muskeln verkrampfen. Wer eher selten zu Stift und Papier greift, bekommt schneller einen Krampf und verliert dadurch die Freude am Schreiben. Häufig ist die falsche Handhaltung oder Sitzposition schuld. Anders als viele Redensarten vermuten lassen, kommt das Geschriebene nicht nur aus den Fingern oder dem Handgelenk, sondern idealerweise aus dem ganzen Arm.
Achten Sie deshalb auf eine aufrechte Sitzposition und beugen Sie sich nicht über das Blatt. Nehmen Sie das Schreibgerät locker in die Hand und zeichnen Sie erst einmal Buchstaben in die Luft. Dann setzen Sie den Stift auf das Papier. Dabei wird der Füller, Kuli oder Bleistift zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten, während er locker auf dem Mittelfinger aufliegt. Am besten greift man den Stift dabei im unteren Drittel.
Schriftbild verbessern: schreiben Sie mal wieder
Mit der richtigen Haltung, dem passenden Schreibgerät und etwas Übung verbessern Sie Ihr Schriftbild. Am einfachsten ist es, das Schreiben in den Alltag zu integrieren. Machen Sie sich Notizen, fertigen Sie Einkaufszettel an und notieren Sie Ideen. Eine andere Übung, die übrigens auch dabei hilft, die eigenen Gedanken zu sortieren, ist das Journaling. Wer Tagebuch schreibt oder ein Bullet Journal pflegt, tut etwas, um das eigene Schriftbild zu verbessern und kann ganz nebenbei sein persönliches Stresslevel senken.