« So wecken Sie die Freude am geschriebenen Wort »
Vieles im modernen Alltag läuft digital ab – so auch das Schreiben. Textarbeiten werden vornehmlich am PC erledigt – auch, wenn es sich um eine künstlerische Tätigkeit wie das Verfassen von Gedichten oder Geschichten handelt. Das ist ein bisschen schade, denn gerade mit dem Handgeführten Stift versetzt man sich in solche Kreativarbeit noch etwas mehr herein. Es empfiehlt sich, den Nachwuchs hier ein bisschen heranzuführen. Wie Sie Kinder für kreatives Schreiben begeistern können und welche Kreativitätstechniken es gibt, erfahren Sie hier.
Von Epen, Epochen und Geschichten
Kreatives Schreiben begleitet die Menschheit im Prinzip seit jeher und durch alle Zeitalter hindurch – wir denken mal an die Klassiker der Weltliteratur wie Dantes göttliche Komödie oder die Erzählungen des Homers. Nicht zu vergessen die großen Tragödien Shakespeares oder die bezaubernden Gedichte von Oscar Wilde. Jetzt muss man natürlich nicht unbedingt als Ziel vor sich haben, ein Weltliterat zu werden, um sich selbst dem Erzählen von Geschichten oder der Lyrik zu widmen oder anderweitig schöpferisch aktiv zu sein. Aber solche Hobbys können auf jeden Fall zur eigenen persönlichen Entwicklung beitragen. Daher sollte man den Nachwuchs durchaus zu so solchen Kreativitätsleistungen motivieren und ihm ein paar Kreativitätstechniken beibringen. Und natürlich darf das richtige Schreibgerät samt Schreibzubehör nicht fehlen.
Das kreative Schreiben in der Moderne
Das moderne kreative Schreiben, wie wir es heute aufgrund unterschiedlicher Methoden kennen, wurde bereits Anfang der 70er Jahre entwickelt und ist eine neue Entwicklung der Schreibdidaktik. Genau genommen vereint diese Form des Kreativprozesses insgesamt drei Methoden: personales, freies und kreatives Schreiben an sich.
Personales Schreiben
Bei dieser Methode steht die Sichtweise des Kindes beim Verfassen der Texte im Mittelpunkt: Hier darf es sich und seine Wahrnehmungen schriftlich mitteilen. Es entstehen subjektive Texte, die oft – je nach Alter des Kindes – einen reflexiven Charakter haben. Das können Sprachspiele sein, aber auch Erzählungen und Schilderungen von Erlebnissen, ebenso experimentelle und assoziative Texte, Tagebucheinträge und Gedichte. Damit Ihr Kind seine Emotionen ausdrücken kann, ist personales Schreiben nur freiwillig möglich, ohne jeden Druck oder Zwang. In der Schule sollte daher auf eine Benotung und einen Vergleich mit den anderen Schülern verzichtet und ein entsprechender Freiraum eingerichtet werden.
Freies Schreiben
Kann Ihr Kind kreativ sein, teilt es in seinen Texten etwas von sich mit. Es schreibt, wie es sich ausdrücken will und bestimmt auch, wann es kreativ sein will. Diese Form des schriftlichen Ausdrucks geht auf das sogenannte Freewriting zurück, wie es in Amerika selbst an Hochschulen üblich ist. Die Kinder wählen ihre Schreibgeräte, den Ort und die Zeit selbst, an dem sie ihre Texte verfassen möchten. Damit kann sich sowohl der Ausdruck als auch die Technik entspannen und kreative Texte oder Gedichte können entstehen. Hier ist alles frei: Das Thema, die Form und der Zeitpunkt.
Kreatives Schreiben
Es entstand in außerschulischen Bewegungen und griff sogar Aspekte aus Forschung und Therapie auf. Es handelt sich dabei um eine Methode, mit der die ganze Persönlichkeit des Kindes kreativ sein kann: Es entdeckt dabei, wer es selbst ist. Bei dieser Form werden unterschiedliche kreative Formen genutzt und trainiert. Die Texte werden assoziativ gestaltet. Ihr Sprößling lernt, seine eigenen Gedanken, sein Fühlen und seine Erfahrungen auszudrücken und nutzt die Schreibgeräte, die es selbst wählt.
Auf die Motivation kommt es an
Können Kinder eigene Texte verfassen, ist das wie der Eintritt in eine neue Welt, die sie selbst frei gestalten können. Ein erster Schritt in diese Richtung kann durch das Vorlesen, Hören oder Lesen bereits geschriebener Geschichten getan werden. Wird die Handlung weitergesponnen oder gar eigene Ideen entwickelt, entstehen daraus die ersten eigenen Storys. Hier sind Ermutigung und Lob extrem wichtig. Zeigen Sie, wie sehr Ihnen die ersten Schriftstücke gefallen und achten Sie darauf, dass es im Alltag immer wieder kleine Anlässe zum Ausprobieren bekommt. Sammeln Sie alles, was Ihr Kind verfasst und loben Sie es dafür. Vielleicht nutzen Sie eine besondere Mappe, in der Sie immer wieder gemeinsam blättern können?
Mögliche Schreibanlässe:
- Mitarbeit in einer Arbeitsgemeinschaft oder Schülerzeitung an der Schule
- Schriftlicher Austausch in einer Brieffreundschaft
- Führen eines Tagebuches
Diese Kreativitätstechniken können Sie und Ihr Kind selbst nutzen
Werden in der Schule lediglich die formalisierten Formen wie Bericht, Erörterung, Inhaltsangabe oder Erzählung gelehrt, können Sie die Lust Ihres Kindes am sprachlichen Gestalten selbst unterstützen. Besonders für kreatives Schreiben eignen sich assoziative Methoden. Diese richten sich nicht an den Verstand, sondern vor allem an die Fantasie.
Freie Assoziation
Als Ausgangspunkt dient oft ein Wort wie „Sonne“, „Ferien“ oder ein anderer positiv besetzter Begriff. Texte entstehen daraus ganz kreativ, ganz ohne Ziel oder Absicht. Es darf alles notiert werden, was gefällt: einzelne Worte, aber auch Satzfetzen oder ganze Sätze. Hier haben Gedanken, Farben, Gerüche, Formen, Gefühle, einfach alles Platz. Hilfreich ist eine relativ kurze Zeitvorgabe von zwei bis höchstens zehn Minuten.
Clustern
Das ist ebenfalls eine Kreativitätstechnik, mit der sich kreatives Schreiben lernen lässt. Dabei wird ein zentrales Wort: beispielsweise „Sommer“ in die Mitte des Blattes geschrieben. Rund um das Wort werden sämtliche Wörter notiert, die dazu einfallen: Badespaß, Ferien, Himbeereis, was auch immer. Im Lauf der Übung entstehen schließlich ganze Ideen und Assoziationsketten, die als Beginn von kleineren oder größeren Geschichten genutzt werden können.
Fantasiereise
Mit einer solchen Reise können Sie gemeinsam mit Ihrem Kind in eine innere Welt tauchen. Vor der eigentlichen Fantasiereise wird mit einer Entspannung die Realität etwas in den Hintergrund gerückt. Mit einem angenehmen Text geht schließlich die Fantasie auf eine Reise. Durch die Visualisierung entstehen schließlich individuelle Assoziationen, die schließlich gemalt oder als Gedicht oder Erzählung verfasst werden können.
Stimulierungen nutzen
Kunstwerke, Landschaften, Gerüche, Tanz – es gibt viele Dinge, die stimulierend wirken und damit Bilder und Assoziationen auslösen können. Sie können Karten mit Wörtern, aber auch reale Gegenstände als Stimulierung nutzen und, wenn Sie mögen, diese Methode mit dem Clustern oder dem freien Assoziieren verbinden.
Texte nach literarischen Vorlagen verfassen
Lesen Sie einen geliebten Text vor und lassen Sie ihn als Basis für einen freien Text dienen. Hierbei ist „Abschreiben“ und „Klauen“ ausdrücklich erlaubt – es wird schließlich von der eigenen Kreativität ergänzt.
Spielerisch kreativ lernen
Es gibt eine ganze Reihe an Schreibspielen, die Kinder nutzen können. Das Akrostichon, bei dem die Buchstaben eines Wortes oder Satzes untereinandergeschrieben und dann als Anfangsbuchstaben für neue Worte dienen, ist nur eines davon. Diese Worte können schließlich eine neue Geschichte bilden. Wenn Sie an dieser Form des Experimentierens Freude haben, können Sie sicher sein: Für Schreibspiele gibt es eine ganze Menge weiterführender Bücher.
Mit anderen gemeinsam kreativ schreiben und Texte veröffentlichen
Schreibwerkstätte
Vielleicht gibt es in der Schule Ihres Kindes oder in Ihrem Ort eine Schreibwerkstatt für Geschichten oder auch Lyrik. An einem solchen Ort stehen neben dem rein handwerklichen auch die unterschiedlichen Techniken und Methoden des Schreibenlernens im Vordergrund. Gemeinsam mit anderen entstehen Texte, sie werden vorgelesen und, wer mag, kann sich darüber austauschen. Durch das Vorlesen selbst erleben die Schreibenden deren Wirkung auf das Publikum. Das kann die Motivation gewaltig anfeuern, besonders dann, wenn es ausreichend Lob gibt. Gleichzeitig wird das Zuhören geschult. Weil jede Schreibwerkstatt zunächst Werkstatt ist, kommt der Charakter des Handwerkes und der Aspekt des Lernens deutlich heraus.
Blogs
Verfügt die Schule oder Klasse über einen eigenen Blog, sind die Schüler oft motiviert, daran mitzuarbeiten. Sie können die von ihnen verfassten Texte dort veröffentlichen und bekommen dabei Publikum und Feedback. Das motiviert sogar diejenigen unter den Schülern, die sich weniger gerne schriftlich ausdrücken, dafür aber Freude an Technik und Computern oder an Fotografien, Grafiken und Bildern haben. Hat die Schule eine Patenschule, vielleicht sogar in einem anderen Land? Dann wäre hier auch eine Kooperation und ein kreativer Austausch möglich.
Das passende Schreibgerät für die kreative Arbeit
Wenn Ihr Kind an einem Blog mitwirken oder diesen sogar selbst führen möchte, dann findet dies natürlich digital statt. Die grundlegenden Kreativitätstechniken für Geschichten und Gedichte sollten jedoch dennoch handschriftlich durchgeführt werden. Dafür bedarf es die geeigneten Stifte. Im Prinzip sollten Kugelschreiber, Füller und Bleistifte zur Grundausstattung gehören. Wenn Ihr Kind neben dem kreativen Schreiben noch gleich die Schönschrift üben möchte, dann ist darüber hinaus ein Kalligrafie-Set nicht verkehrt.