« Saubere Handschrift lässt sich lernen »
Kommt ein Kind in die Schule, lernt es, die Buchstaben im Heft zunächst zu malen, später auch richtig auszuschreiben. Jeder Buchstabe trägt dabei ein Versprechen in sich und kann zu einem echten Kunstwerk werden. Ohne ausreichende Übung funktioniert das jedoch nicht. Die Striche, Schwünge und Schleifen, die sich schließlich zu den unterschiedlichen Buchstaben formen, sind für die Hand und Finger motorische Muster. Diese müssen einfach verinnerlicht werden – und das gelingt nur durch Übung. Ebenso entscheidend ist die Wahl der richtigen Schreibgeräte: Mit einem Füller lässt sich Kalligrafie ganz anders verwirklichen als beispielsweise mit einem Bleistift, Fineliner oder Kugelschreiber. Jeder Auf- und Abschwung und damit jeder einzelne Buchstabe muss mindestens 1.500-mal geübt werden, bevor er vollständig beherrscht und damit zum Kunstwerk wird.
Die lange Tradition der Schönschrift
Die Kunst des schönen Schreibens, wie sich Kalligrafie einfach übersetzen ließe, hat – kulturell gesehen – eine jahrhundertelange Tradition. Weil die Mönche in den Klöstern und andere Gelehrte schön schreiben konnten, sorgten sie dafür, dass das Wissen über längst vergangene Zeiten bis heute erhalten blieb. Kalligrafen waren hoch angesehene Männer, welche die Thora, den Koran oder die Bibel handschriftlich vervielfältigten und damit zeitlich vor der Kunst der Buchdruckerei auch anderen zugänglich machten. Bevor sie allerdings wertvolles Pergament beschreiben durften, mussten sie die Schönschrift üben. Erst danach durften sie mit Tinte die heiligen Botschaften niederschreiben.
Bis heute ist die Schönschrift eine ausdrucksstarke Kunst und kombiniert Emotionen mit perfekten Schwüngen. Jeder, der sich darum bemüht, schöner schreiben zu können, legt auch ein Stück seiner Seele in die Schrift. Und auch wenn es scheinen mag, als ob die Handschrift auf dem Rückzug wäre und von elektronischen Geräten abgelöst wird, finden sich immer mehr Menschen, die Schönschrift üben und damit die Tradition fortsetzen. Inzwischen hat sich aus dem traditionellen Handwerk eine lebendige Kunst entwickelt.
Schöne Schrift einfach lernen
Sie sind ebenfalls vom Zauber schöner Buchstaben begeistert und wollen Schönschrift üben und damit Ihre eigene Handschrift verbessern? Dann zeigen wir Ihnen hier, was Sie brauchen, welcher Füller dafür geeignet ist und worauf Sie sonst noch achten sollten. Sie finden sowohl online als auch offline Kurse, in denen Sie Schönschrift lernen können, doch Sie können sich ebenso gut selbst auf die Reise machen, variieren und eigene Buchstaben probieren. Trotzdem sollten Sie immer daran denken: Sie müssen Zeit und Geduld mit sich und Ihrer Schrift haben.
Falls Sie länger nicht mehr mit der Hand geschrieben haben, sollten Sie in Papier mit fünf Hilfslinien investieren. Damit fällt es Ihnen deutlich leichter, die Neigung und Höhe jedes einzelnen Buchstabens einzuhalten und eine harmonische Schrift zu lernen. Denken Sie beim Schreiben daran, dass jeder Buchstabe seinen ganz eigenen Platz benötigt: Ein „i“ oder „l“ braucht beispielsweise deutlich weniger davon als ein „m“ oder „w“. Entstehen zwischen den einzelnen Buchstaben unterschiedlich große Zwischenräume, wird das Schriftbild deutlich unruhiger.
Meisterschaft kommt durch Übung
Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, setzen Sie sich an einen Platz, an dem Sie ungestört Ihre Schönschrift üben können und machen Sie es sich bequem. Damit Sie für Ihre Schreibgeräte ein erstes Gefühl entwickeln können und spüren, wie die Tinte aus dem Füller auf das Papier fließt, sollten Sie zunächst einzelne Buchstaben üben. Zeichnen Sie den Buchstaben so genau wie möglich auf Ihr Papier und wiederholen Sie ihn wieder und immer wieder – so lange, bis Sie Ihre Strichführung beherrschen. Erst danach sollten Sie sich dem nächsten Buchstaben zuwenden. Wählen Sie für Ihre ersten Übungen eine relativ einfache und schnörkellose Schrift. Damit verzeichnen Sie schnellere Erfolgserlebnisse als mit einer aufwendig geschwungenen Schriftart. Sie sehen schnell, wie Ihre Hand immer sicherer und vor allen Dingen lockerer wird. Damit fließen die folgenden Buchstaben immer leichter von der Feder aufs Papier.
Vom Experiment zur schönen Schrift
Es ist nicht wichtig, für welche Schriftart Sie sich entscheiden und wie genau Sie diese nachschreiben: Schönschrift ist immer auch eine Kunst für sich. Gelingen die ersten Buchstaben sicher, können Sie experimentieren. Nutzen Sie andere Farben, unterschiedliche Schreibgeräte oder Schriftarten und probieren Sie einfach aus, was Ihnen zusagt. Sie können Ihrer persönlichen Kreativität dabei freien Lauf lassen. Mit Varianten in Farbe und Form kann jeder Buchstabe, jedes Wort oder jede Zeile ein wenig anders wirken. Sie bekommen ein Gefühl für das Papier und die Schreibwerkzeuge und finden heraus, welche für Sie perfekt sind.
Sobald Sie eine Schrift beherrschen, können Sie sich der nächsten Schrift zuwenden und diese ebenso üben und lernen. Je mehr dieser Schriften Sie formvollendet aufs Papier bannen können, desto mehr Variationen haben Sie auch beim Verbessern Ihrer eigenen Schrift: Übernehmen Sie einfach Elemente des gerade Gelernten in Ihre eigene Schrift und entwickeln Sie damit Ihren ganz persönlichen Stil. Doch bevor der Ernst überhand nimmt, sollten Sie sich darauf besinnen, dass das Erlernen schöner Schrift richtig meditativ sein kann. Sie schaffen etwas mit Ihren eigenen Händen. Je besser Sie sich dabei auf Ihre Handschrift konzentrieren, desto besser lässt sich der Kopf ausschalten und Stress abbauen. Das Schreiben wirkt entspannend und wenn Sie fertig sind, haben Sie anschließend eine gelassene Haltung zum Leben und gleichzeitig einen schönen Text.
Forschungen bestätigen den Wert guter Schrift
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass Menschen tatsächlich besser lernen, wenn sie sich die zu merkenden Dinge mit der Hand notieren. Psychologen und Hirnforscher fanden heraus, dass nicht nur Schulanfänger haptisch leichter lernen. Gerade für Schreibanfänger ist es wichtig, dass sie die Buchstaben zunächst „begreifen“, im wörtlichen Sinne, bevor sie diese verstehen können. Tippen Grundschüler Buchstaben wie p und d oder q und b, verwechseln sie diese öfter. Mit der Hand geschrieben können sie diese dagegen leichter auseinanderhalten. Die Forscher erklären sich diese Phänomene damit, dass im Gehirn die Bewegungen der Hand mit den Buchstaben verbunden werden. Somit werden größere Areale im Hirn aktiviert und das Lernen geschieht auf mehreren Ebenen. Wenn Sie Schönschrift üben, trainieren Sie beim schöner Schreiben Ihre Feinmotorik und beanspruchen damit Ihr Gehirn anders als beim Tippen auf einer Tastatur.
Gute Handschrift einfach lernen
Wenn Sie schöner schreiben lernen und Ihre Handschrift verbessern wollen, brauchen Sie ausreichend Übung. Mit der Zeit wird selbst aus einer ungelenken Schrift so eine deutlich lesbare, zügig geschriebene und individuelle Schrift. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit und fangen Sie einfach entspannt an, Schönschrift zu üben.