« Und welche Schreibstrategie zu ihnen passt »
Während manch einer direkt drauflos schreibt, überkommt einen anderen die Angst vor dem weißen Blatt. Denn aller Anfang ist schwer, vor allem beim Schreiben. Mit der richtigen Strategie tanzt der Stift aber geradezu bei allen Schreibtypen auf dem Papier. Doch welche Schreibstrategie passt zu Ihnen? Um das herauszufinden, sollten Sie Ihren Schreibtyp kennen.
Gibt es ein Patentrezept für das Schreiben?
Tastatur oder Stift? Kugelschreiber oder Füllhalter? Die Vorlieben beim Schreiben sind sehr individuell. Manch einer füllt das weiße Blatt lieber mit Tinte in der eigenen Schrift, während andere zunächst die Seitenansicht auf dem Bildschirm einstellen, bevor sie die passenden Fonts auswählen. Doch vor dem Verfassen gilt es noch mehr Fragen als Handschrift oder Tastenanschlag zu beantworten.
Denn neben unterschiedlichen Schreibvorlieben gibt es auch verschiedene Schreibtypen. Der Typ beschreibt dabei, wie wir an einen Text herangehen. Ein Patentrezept, wie Sie beim Recherchieren, Gliedern, Abfassen und Redigieren vorgehen, gibt es nicht. Aber wenn Sie wissen, zu welchem Schreibtyp Sie gehören, fällt es leichter, die passende Strategie zu wählen, um ohne große Umwege eine runde Arbeit abzuliefern.
Der Planer: Vorbereitung ist alles
Bevor der Planer überhaupt einen Stift auf das Papier setzt oder die Taste zur Eingabe drückt, macht er sich einen Plan. Dabei gehen die Planer-Schreibtypen strukturiert und bewusst vor. Bereits während der Recherche wächst das Thema in ihrem Kopf und sie überlegen sich, wie sie den Text am besten aufbauen. Sie bestimmen eine Gliederung und legen einzelne Kapitel fest. Die eigentliche Arbeit müssen sie dann nur noch niederschreiben. Dabei arbeiten sie chronologisch vom Anfang bis zum Schluss.
Der Nachteil: Fehlt anfangs die zündende Idee, kommen Planer nur schwer in Schwung. Auch Ungeplantes kann sie aus dem Konzept bringen. Wenn diese Schreibtypen mal ins Stocken geraten, können sie brainstormen, um ihre Gedanken anschließend neu zu sortieren.
Der Patchworker: Multitasking beim Schreiben
Patchworker arbeiten stets an mehreren Textstellen und springen nach Lust und Laune zwischen den einzelnen Textbausteinen, die sie später zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Dabei gefällt es den Schreibenden, dass die Arbeit an vielen Stellen gleichzeitig wächst.
Der Nachteil: Patchworker tun sich schwer mit Übergängen, wenn die unterschiedlichen Textfragmente einfach nicht zusammenpassen wollen. Außerdem wirken sie manchmal sprunghaft, wenn sie an bestimmten Stellen das Interesse am Text verlieren. Damit sich alles am Ende zu einem schlüssigen Bild zusammenfügt, brauchen Patchworker zu Beginn eine grobe Struktur, an die sie sich halten.
Der Drauflosschreiber: Arbeiten im Flow
Von vorgegebenen Strukturen fühlen sich Drauflosschreiber eingeengt. Sie schreiben aus dem Bauch heraus, ohne zuvor eine Gliederung festzulegen. Dabei können sie sich in einen Schreibflow versetzen und in kurzer Zeit zu echten Vielschreibern werden. Im Prozess kommen den Schreibenden neue Ideen, die sie später sortieren. Nicht alle Einfälle finden sich im fertigen Text wieder.
Der Nachteil: Drauflosschreiber geraten zuweilen auf Abwege und schweifen ab. Damit sie sich in der eigenen Arbeit nicht verirren, hilft es diesen Schreibtypen, wenn sie sich das Kernthema vor Augen halten und wichtige Eckpunkte vorher schriftlich festhalten. Tipp: Schreiben Sie das Thema auf einen Notizzettel, den Sie sichtbar auf dem Schreibtisch platzieren.
Der Mehrversionenschreiber: Mit jeder Version näher zum fertigen Text
Mehrversionenschreiber wissen, dass sich ihr Text mit jeder Version stark verändern wird. Die Endfassung hat wenig mit der ersten Version zu tun, denn sie nähern sich mit ihrer Strategie dem Thema von Version zu Version an. Damit sind die einzelnen Versionen streng genommen keine Vorläufer der nächsten, sondern dienen vor allem der Ideensammlung und als Spielwiese, um wichtige Gedanken auszuformulieren. Denn Mehrversionenschreiber überarbeiten einen Text nur ungern, lieber liefern sie eine völlig neue, bessere Version.
Der Nachteil: Durch das Erstellen zahlreicher Versionen bekommen Mehrversionenschreiber häufig den Zeitdruck vor dem Abgabetermin zu spüren. Mit hohen Ansprüchen an sich selbst fällt es ihnen schwer, eine endgültige Fassung zu finden, mit der sie zufrieden sind. Indem sie wohlwollender mit sich selbst umgehen, verbessern sie ihre Produktivität. Nicht immer muss eine völlig neue Version her. Warum nicht Textteile aufheben und ausbauen, die das persönliche Anliegen bereits gut argumentieren?
Redaktioneller Typ: Arbeit mit dem Rotstift
Bevor der redaktionelle Schreibtyp beginnt, macht er sich eine grobe Gliederung, die zur Orientierung dient. Dann geht es Satz für Satz vorwärts. Die einzelnen Formulierungen lässt sich der redaktionelle Typ auf der Zunge zergehen und setzt so häufig schon im Schreibprozess den Rotstift an. So bleibt ihm langes Überarbeiten am Ende erspart.
Der Nachteil: Weil dieser Schreibtyp seine Worte immer wieder auf die Goldwaage legt, besteht die Gefahr, ins Stocken zu geraten. Der redaktionelle Typ benötigt häufig viel Zeit für einen Text und ist erst zufrieden, wenn er die richtige Formulierung gefunden hat. Um in keine Perfektionismus-Falle zu tappen, hilft es, wenn man trotzdem erst mal weiterschreibt. Der redaktionelle Typ sollte die Rohfassung dann etwas ruhen lassen und sich später noch einmal mit dem Rotstift daransetzen, um sich selbst beim Schreiben nicht zu sehr unter Druck zu setzen.
Schreibgeräte und Schreibzubehör für jeden Typ
Schreiben ist ein Handwerk. Mit dem passenden Werkzeug geht es leichter von der Hand. Nachdem Sie Ihren Schreibtyp kennen (auch Mischtypen sind natürlich möglich), fehlen nur noch die passenden Schreibgeräte. Vor allem der Planer hat hier seinen Lieblingsstift schon bereitliegen, während er sich noch Gedanken über den Textaufbau macht. Damit er sich nicht ärgert, wenn seinem Stift einmal die Tinte ausgeht, sollte er immer einen Plan B parat haben und mindestens einen zweiten Lieblingsstift für alle Fälle besitzen.
Damit der Patchworker und auch der Mehrversionenschreiber nicht den Überblick verlieren, empfehlen wir Mut zur Farbe. Legen Sie sich farbige Textmarker oder Kugelschreiber mit unterschiedlichen Minenfarben zu, um Stellen in Ihren Textfragmenten und -versionen zu markieren, kommentieren und sortieren. So fügen Sie die Puzzlestücke am Ende leichter zusammen oder nehmen einen Gedanken aus einer vorangegangenen Version besser wieder auf.
Sowohl der Drauflosschreiber als auch der redaktionelle Typ benötigen Schreibgeräte, auf die sie sich verlassen können. Denn beide Schreibtypen verbringen Stunden mit der Textarbeit. Für den Bildschirmarbeitsplatz bedeutet das: Ein höhenverstellbarer Stuhl sowie ein neigbares Display sind Pflicht. Vielleicht lohnt sich ein zusätzlicher Blaufilter zum Schutz der Augen sowie eine ergonomische Tastatur.
Wenn Sie lieber mit der Hand schreiben: Die Kugelschreiber von Caran d’Ache mit der Goliath-Mine sorgen für die nötige Ausdauer. Achten Sie darauf, dass der Stift gut in der Hand liegt und ergonomisch geformt ist, sodass die Hand nicht vorzeitig ermüdet. Wer lieber mit Füllhalter schreibt, sollte einmal mehrere Federstärken ausprobieren. So finden Sie die optimale Stärke, die zu Ihrer persönlichen Handschrift passt, damit die Worte nur so aus der Feder fließen.